„Man lernt zu kämpfen, um nicht kämpfen zu müssen“, Explosivew Wing Chun Erfahrungsbericht – Chris Z., Audio Engineer/Sound Designer

Als ich das erste Mal den Begriff „Wing Chun“ gelesen hatte, konnte ich damit nicht viel anfangen. Ich war beruflich nach München gekommen und hatte 20 Jahre sämtliche Sportarten ausgeübt, unter anderem Hockey, Basketball, Tischtennis und Fußball. Sport war – und ist –für mich schon immer neben der Musik eine meiner großen Leidenschaften gewesen. Also hatte ich mich, als nach München kam, recht schnell nach neuen, sportlichen Aktivitäten umgeschaut. Als kleiner Junge wollte ich schon immer mal Kampfsport wie zb Karate ausüben, es blieb jedoch immer bei anderen Sportarten. Somit nahm ich den „Neuanfang in einer neuen Stadt“ als letzte Möglichkeit das Kapitel „Kampfsport/Kampfkunst“ doch noch einmal einzugehen. Über die Jahre habe ich mich mehr und mehr für das Thema interessiert und auch schon nach der ein oder anderen Schule in meiner Umgebung Ausschau gehalten, jedoch war mein Alltag in den ersten Jahren in München noch zu ungeordnet, so dass ich nicht einmal feste Arbeitszeiten einplanen konnte. Doch nach knapp 4 Jahren und einigen einschneidenden Ereignissen traf ich die Entscheidung mich noch einmal nach Schulen umzuschauen. Ich ging zu Probetrainings und kam letztendlich zur Schule für „Explosives Wing Chun“, wo ich ab dem ersten Tag super aufgenommen worden bin und mir das Training sehr viel Spaß bereitet hatte. Nun wollte ich mehr von dieser Kampfkunst wissen und beschloss mich der Schule für „Explosives Wing Chun“ anzuschließen.

Kung Fu wird wörtlich als „harte Arbeit“ übersetzt. Für das Training bedeutet das etwa einen Schlag tausende Male zu wiederholen, bis man ihn meistert. Zu meiner positiven Überraschung allerdings ist das Wing Chun Training sehr abwechslungsreich, keine Trainingsstunde gleicht der anderen – auch wenn sich natürlich einige wenige Muster immer wieder wiederholen, um sie zu festigen.

Die Schule für „Explosives Wing Chun“ bietet grundsätzlich 2 verschiedene Trainingsangebote an:

  • Wing Chun (was eher als ein „hartes System“ angesehen wird) und
  • Tai Chi / Qi Gong (welches als weiches System bezeichnet wird)

Auf der einen Seite könnten das harte und weiche System nicht unterschiedlicher sein. Beim Wing Chun – Training spüre ich, wie ich mich körperlich total verausgabe – ganz im Gegensatz zum Tai Chi Chuan bzw. Qi Gong Training, wo ich aktiv meinen Körper zur Ruhe bringe und mich auf meine Umgebung und meinen Körper konzentriere. .Erstaunlicherweise kann man aber auf der anderen Seite die weichen Bewegungen aus dem Tai Chi Chuan und Qi Gong auch direkt in die Wing-Chun Kampfkunst umsetzen, da alle Bewegungsformen untereinander zusammenhängen. Somit erscheint das ganze System sehr logisch und sobald man es verstanden hat, fühlen sich die Bewegungen natürlich an und man erkennt mehr und mehr die Systematik dahinter. Das System ist unglaublich effizient und aus wenig Krafteinsatz kann eine gewaltige Schlagkraft resultieren. Nach einem guten Training fühle ich mich ausgepowert und positiv erschöpft.

Generell habe ich eine Sportart gesucht, um mich fit zu halten und mich körperlich zu ertüchtigen. Gleichzeitig interessiert mich das ruhige und weiche System, was als Kontrast / Gegenpol zum Auspowern dient, aber als Zusammenspiel sehr interessant scheint. Mein eigenes Interesse und die Neugier mehr zu erfahren wuchs mehr und mehr. Mir ist aufgefallen, dass der reine Aspekt des Kämpfens im Vergleich zu anderen Kampfsportarten gar nicht der eigentliche Fokus ist. Viel wichtiger sind die kleinen Veränderungen, die ich im täglichen Leben feststellen konnte, wie zum Beispiel richtiges und bewusstes Stehen, Atmen, sowie die allgemeine Entlastung des Rückens. All diese Sachen verbindet man beim ersten Hören vielleicht nicht mit dem Begriff Kung Fu, haben für mich aber eine spürbare Veränderung in mein alltägliches Leben gebracht. Im Idealfall kommt es nicht zum Kampf, man lernt zu kämpfen, um nicht kämpfen zu müssen. Wenn es doch dazu kommt, hat man die Fähigkeit sich zu verteidigen. Somit strahlt man von Anfang eine gewisse Ruhe nach Außen aus, um einen unnötigen Kampf zu vermeiden zu können. Die Aspekte der Kampfkunst treten somit mehr und mehr in den Hintergrund.

Es war sehr überraschend, wie sehr man über einen relativ kurzen  Zeitraum seine eigenen Fähigkeiten verbessern konnte (z.B. Schnelligkeit, Schlagkraft). Die schnellen Fortschritte motivieren mich, noch mehr zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Neue Techniken zu erlernen, hängt somit von der Motivation des einzelnen Schülers ab.

Ich hätte zudem niemals gedacht, dass ich in den Trainingsstunden mit Tai Chi Chuan und Qi Gong nach so kurzer Zeit „Energie“ wahrnehmen kann, was mich sehr beeindruckt hat und mein Interesse noch mehr gesteigert hat. Vor allem Qi Gong hat mich  überrascht und meine Erwartungen, die ich nach Erzählungen von anderen hatte, wurden schon nach wenigen Trainingsstunden übertroffen. Sofort war meine Neugierde geweckt. Wie kann man dieses Gefühl intensiveren, wie kann man es länger anhalten?

Wing Chun ist als körperlicher Ausgleich zum Alltag genau das, was ich gesucht habe, da es einem die Möglichkeit bietet, bis an seine Grenzen zu gehen und darüber hinaus.

Das Wing Chun hat mir für den Alltag gebracht, dass schon jetzt meine Herangehensweise im Alltag direkter, geradliniger und zielführender ist. Gleichzeitig bin ich anderen Situationen durch das Qi Gong und Tai Chi Chuan wesentlich ruhiger und gelassener.

~ Chris Z., Audio Engineer/Sound Designer